Das Rhinozeros von Dürer
Am 20. Mai 1515 wurde zur großen Verwunderung aller nahe des Torre de Belém ein mächtiges, vier Tonnen schweres asiatisches Rhinozeros entladen – Herkunftsort Goa und das Geschenk eines indischen Sultans an den Vize-König Indiens Afonso de Albuquerque. Europa hatte seit den Zeiten des Römischen Reiches ein solches Tier nicht mehr gesehen.
Zu dieser Zeit lebten in Lissabon diverse ausländische Händler, vor allem Deutsche, die rasch ihren Partner in ganz Europa die Ankunft dieses seltsamen Tieres beschrieben. Eine dieser Beschreibungen gelangte in die Hände des deutschen Malers Albert Dürer (Nürnberg, 1471–1528), der nur auf diese Beschreibung gestützt eine Gravur in Holz entwarf, die bis zum Ende des 18. Jahrhundert das klassische Bild dieses Tieres darstellte.
Das Epos des armen Rhinozeros endete jedoch tragisch: Im Jahr zuvor und in Erwartung der Exklusivrechte über neue Gebiete hatte der portugiesische König D. Manuel I Papst Leo X einen seltenen weißen Elefanten als Geschenk gesandt. Angesichts des großen Erfolgs dieser Aktion wollte man sie gern wiederholen – und sandte deshalb das arme Tier ebenfalls dorthin.
Die Schiffsreise aber endete schlecht: nahe der italienischen Küste ging das Schiff im Dezember 1515 unter. Der Körper des Rhinozeros wurde geborgen und da der König an seinem Vorhaben unbedingt weiter festhalten wollte, wurde das Tier ausgestopft und so an den Vatikan übergeben. Wir wagen zu behaupten – ohne die Historie verfälschen zu wollen – dass dieses makabre Geschenk nicht unbedingt begeistert in Empfang genommen wurde...
Hier zwei Buch-Empfehlungen zu diesem Thema :
“Die Reise des Elefanten“, José Saramago, Caminho Editores
Das Rhinozeros des Papstes, Lawrence Norfolk, Planeta Editores
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